Viele fragen sich: Ist das Arbeitszeugnis ein international gebräuchliches Dokument? Die Antwort lautet: Nein. Das klassische Arbeitszeugnis, wie es in der Schweiz oder in Deutschland bekannt ist, existiert im Ausland in dieser Form nicht. In den meisten anderen Ländern gibt es keine gesetzliche Pflicht, ein solches Dokument zu erstellen. Stattdessen nutzen internationale Unternehmen andere Formen von Referenzen, etwa Reference Letters oder Testimonials, die aber in Inhalt und Struktur deutlich von unseren Arbeitszeugnissen abweichen.
Warum hat das Arbeitszeugnis eine so starke Bedeutung im deutschsprachigen Raum?
Eine weitere Frage lautet: Wieso hat gerade der deutschsprachige Raum eine so ausgeprägte Tradition beim Arbeitszeugnis? In der Schweiz, in Deutschland und in Österreich gibt es seit Jahrzehnten klare gesetzliche Vorgaben. Arbeitnehmende haben ein einklagbares Recht auf ein qualifiziertes Zeugnis, das über Art, Dauer, Leistung und Verhalten Auskunft gibt. Diese rechtliche Verankerung sorgt dafür, dass das Arbeitszeugnis ein fester Bestandteil von Bewerbungsunterlagen ist – und damit auch grosse Bedeutung für die Karriere entfaltet.
Was nutzen andere Länder anstelle von Arbeitszeugnissen?
Aber wie läuft es in anderen Ländern? International gebräuchlich sind sogenannte Reference Letters oder Testimonials. Dabei handelt es sich um Empfehlungsschreiben, die von Vorgesetzten oder Geschäftspartnern ausgestellt werden. Doch worin liegt der Unterschied? Reference Letters sind freiwillig, nicht gesetzlich vorgeschrieben, und in der Form oft sehr individuell. Sie können sehr knapp sein oder stark ins Detail gehen – je nach Schreibstil des Verfassers. Im Gegensatz zum Schweizer Zeugnis gibt es keine einheitlichen Standards, keine rechtlichen Mindestanforderungen und keine Pflicht zur Ausgewogenheit.
Welche Unterschiede gibt es zwischen der Schweiz und Deutschland?
Viele fragen sich: Gibt es überhaupt Unterschiede zwischen Schweizer und deutschen Zeugnissen? Ja, sie gibt es. Beide Länder haben nahezu identische gesetzliche Regelungen. In beiden gilt das Prinzip der Wahrheit und des Wohlwollens. Das bedeutet: Das Zeugnis muss korrekt, aber so formuliert sein, dass es die berufliche Zukunft nicht unnötig erschwert. Unterschiede finden sich eher in sprachlichen Nuancen oder regionalen Gepflogenheiten, nicht aber in den rechtlichen Grundlagen.
Allerdings unterscheiden sich die Bewertungen in der Praxis deutlich. Während in der Schweiz eine Formulierung wie «Sie arbeitete zuverlässig und pflichtbewusst» als gute Bewertung verstanden wird, gilt dieselbe Formulierung in Deutschland als schwach. Dort müsste es heissen: «Sie arbeitete immer im höchsten Masse zuverlässig und pflichtbewusst.» Erst durch diese Verstärkung signalisiert das Zeugnis in Deutschland eine sehr gute Leistung. Das zeigt, dass Bewerbende beim internationalen Vergleich von Zeugnissen die sprachlichen Unterschiede unbedingt berücksichtigen sollten.
Wie sieht es in Österreich aus?
Interessant ist auch die Frage: Welche Regeln beim Arbeitszeugnis gelten in Österreich? Hier gibt es eine Besonderheit. Nach österreichischem Recht dürfen im Arbeitszeugnis keine negativen Aussagen gemacht werden. Das heisst, Arbeitgeber sind verpflichtet, ausschliesslich positive oder neutrale Formulierungen zu verwenden. Kritische Bemerkungen oder codierte Hinweise, wie sie in Deutschland oder der Schweiz vorkommen können, sind unzulässig. Damit hat das Zeugnis in Österreich einen etwas anderen Charakter: Es wirkt stärker wie ein positives Empfehlungsschreiben.
Wie wirken Schweizer Arbeitszeugnisse international?
Doch was passiert, wenn man sich mit einem Schweizer Arbeitszeugnis im Ausland bewirbt? Oft fragen sich Arbeitnehmende, ob Personalverantwortliche in anderen Ländern mit dem Dokument überhaupt etwas anfangen können. Tatsächlich sind viele internationale Recruiter nicht vertraut mit der besonderen Struktur und Sprache von Schweizer Zeugnissen. Ein Zeugnis mit Formulierungen wie «stets zu unserer vollsten Zufriedenheit» kann für jemanden ohne Hintergrundwissen schwer verständlich sein. Deshalb empfiehlt es sich, bei internationalen Bewerbungen zusätzlich ein Reference Letter oder eine englische Übersetzung einzureichen.
Warum sind Übersetzungen heikel?
Eine häufige Frage lautet: Reicht es nicht, ein Schweizer Zeugnis einfach ins Englische zu übersetzen? Genau hier liegt die Schwierigkeit. Schweizer Zeugnisse haben eine eigene Sprache und viele Nuancen, die sich nicht 1:1 ins Englische übertragen lassen. Ein Begriff wie «korrektes Verhalten» könnte im Englischen negativ klingen, obwohl er im Schweizer Kontext neutral gemeint ist. Deshalb ist es besser, ergänzend ein spezifisch für den internationalen Markt verfasstes Empfehlungsschreiben beizulegen.
Welche Bedeutung hat das Arbeitszeugnis im internationalen Vergleich?
Zusammengefasst stellt sich die Frage: Wie relevant ist ein Schweizer Zeugnis im Ausland? Es hat im internationalen Bewerbungsprozess keine vergleichbare Stellung wie in der Schweiz selbst. Für ausländische Arbeitgeber zählt mehr, ob jemand Referenzen oder Empfehlungsschreiben vorlegen kann. Trotzdem kann ein Schweizer Zeugnis beeindrucken, weil es detailliert und rechtlich fundiert ist. Bewerbende sollten aber immer bedenken, dass im Ausland die Interpretation stark abweichen kann.
Fazit: Welche Rolle spielt ein Schweizer Zeugnis international?
Die wichtigste Schlussfrage lautet: Welche Bedeutung hat ein Schweizer Arbeitszeugnis in einem globalen Kontext? Innerhalb der Schweiz und im deutschsprachigen Raum ist es ein zentrales Bewerbungsdokument mit klaren rechtlichen Regeln. Im internationalen Umfeld hingegen ist es eher ein ergänzendes Dokument, das durch Reference Letters oder Testimonials verständlicher gemacht werden sollte. Wer sich international bewirbt, sollte deshalb auf eine professionelle Übersetzung oder ein separates Empfehlungsschreiben setzen, um Missverständnisse zu vermeiden.